Die Durchflussmessung in der Wasseraufbereitung ist einer der wichtigsten Aspekte der industriellen Wassertechnik. In Zeiten steigender Qualitätsanforderungen und verschärfter Umweltvorschriften ist eine präzise Durchfluss- und Strömungsmessung unverzichtbar für effiziente Prozesse und eine nachhaltige Ressourcennutzung. Dieser Ratgeber zeigt Ihnen, wie Sie die passende Durchflussmesstechnik für Ihre Wasseraufbereitungsanlage auswählen und erfolgreich einsetzen.
Warum ist die Durchflussmessung so wichtig?
Die Durchflussmessung in der Wasseraufbereitung bildet das Rückgrat moderner Wassertechnik. Ohne zuverlässige Durchflussdaten können weder Dosierungen von Aufbereitungschemikalien präzise gesteuert, noch Prozessabläufe optimal überwacht werden. Sie hat zentrale Bedeutung in verschiedenen Bereichen der Wasseraufbereitung, zum Beispiel bei der:
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Überwachung des Wasserkreislaufs in Aufbereitungsanlagen
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Präzisen Regulierung von Chemikalienzugaben
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Steuerung von Klärbecken und Belüftungssystemen
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Einhaltung gesetzlicher Vorgaben zur Abwasserentsorgung
Die kontinuierliche Durchflussüberwachung ermöglicht es, Leckagen, Verbrauchsspitzen oder hydraulische Unregelmäßigkeiten frühzeitig zu erkennen. Dies ist besonders in ausgedehnten Versorgungsnetzen entscheidend für eine nachhaltige und wirtschaftliche Wasserversorgung.
Die wichtigsten Messprinzipien für Wasserleitungen
In der Praxis kommen mehrere Messverfahren zum Einsatz. Je nach Anwendung eignen sich unterschiedliche Prinzipien:
Magnetisch-induktive Durchflussmessung
Das magnetisch-induktive Messprinzip ist besonders für die Durchflussmessung in der Wasseraufbereitung geeignet. Es basiert auf dem Faradayschen Induktionsgesetz: Fließt eine leitfähige Flüssigkeit durch ein Magnetfeld, wird in der Flüssigkeit eine elektrische Spannung induziert – proportional zur Fließgeschwindigkeit. Diese Spannung wird von Elektroden erfasst und in einen Durchflusswert umgerechnet.
Vorteile magnetisch-induktiver Messgeräte:
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Sehr hohe Messgenauigkeit (typisch ≤ 0,5 % vom Messwert)
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Vernachlässigbarer Druckverlust (keine Einbauten, die den Fluss bremsen)
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Bidirektionale Messung möglich (inklusive Richtungserkennung)
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Funktioniert zuverlässig ab einer Mindestleitfähigkeit des Mediums (ca. 20 μS/cm bei Wasser)
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Langzeitstabile Messungen durch digitale Signalverarbeitung und keine beweglichen Teile
Ultraschall-Durchflussmessung
Die Ultraschall-Durchflussmessung eignet sich ebenfalls hervorragend für die Durchflussmessung in Wasserleitungen, da sie unabhängig von Leitfähigkeit, Druck, Temperatur oder Viskosität des Mediums funktioniert. Hierbei werden Ultraschallimpulse entweder laufzeitbasiert oder mittels Doppler-Verfahren genutzt, um die Fließgeschwindigkeit zu ermitteln.
Es gibt zwei Hauptvarianten von Ultraschall-Durchflussmessern:
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Inline-Messaufnehmer: Fester Einbau ins Rohr mit garantierter Genauigkeit (meist durch Werkskalibrierung rückführbar belegt).
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Clamp-on-Sensoren: Sensoren zur Anbringung von außen auf dem Rohr, ohne das Rohr aufzutrennen oder den Prozess zu unterbrechen.
Besondere Vorteile der Ultraschallmessung:
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Eignet sich ideal zur nachträglichen Montage an bestehenden Leitungen (insbesondere Clamp-on-Systeme)
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Erfasst auch aggressive oder besonders reine Flüssigkeiten problemlos (keine Berührung mit Medium nötig)
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Geeignet für Rohrmaterialien unterschiedlichster Art (Metall, Kunststoff etc.)
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Kann an sehr großen Rohrdurchmessern eingesetzt werden (bei Clamp-on sind Größen bis etwa DN 4000 möglich)
Differenzdruck-Durchflussmessung
Die Differenzdruck-Messmethode nutzt Drosselelemente wie Blenden, Düsen oder Venturi-Rohre, um aus dem entstehenden Druckabfall auf den Durchfluss zu schließen. Dieses bewährte Prinzip (beschrieben u.a. in Norm DIN EN ISO 5167) kommt besonders bei großen Rohrleitungen in der Wasseraufbereitung zur Anwendung. Vorteil ist die robuste Technik; allerdings verursachen die Einbauten einen dauerhaften Druckverlust und erfordern eine ausreichend lange Ein- und Auslaufstrecke für genaue Ergebnisse.
(Neben diesen vorgestellten Verfahren existieren weitere Messprinzipien, wie z.B. mechanische Flügelradzähler, Coriolis-Massedurchflussmesser oder Wirbelzähler. Im Kontext der Wasseraufbereitung haben sich die oben genannten jedoch besonders bewährt.)
Auswahlkriterien für Durchflussmessgeräte
Die Wahl des geeigneten Durchflussmessers hängt von mehreren Faktoren ab, die unbedingt berücksichtigt werden sollten:
Medium-Eigenschaften berücksichtigen
Bei der Auswahl des passenden Messgeräts für die Durchflussmessung in der Wasseraufbereitung sind zunächst die Eigenschaften des Mediums entscheidend. Wichtige Parameter des zu messenden Wassers (bzw. Mediums) sind unter anderem:
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Phase: Handelt es sich um eine Flüssigkeit (Wasser), ein Gas oder Dampf?
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Leitfähigkeit: Ist das Wasser ausreichend leitfähig (wichtig für magnetisch-induktive Verfahren)?
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Temperatur und Druck: Liegen Temperatur und Druck im Bereich der Gerätespezifikation?
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Viskosität und Dichte: Weicht das Medium stark von den Eigenschaften von Wasser ab?
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Verunreinigungen: Enthält das Wasser Feststoffe oder Gasblasen, die das Messprinzip beeinflussen könnten?
Diese Faktoren grenzen die geeigneten Messprinzipien ein. Beispielsweise sind magnetisch-induktive Zähler ideal für leitfähige Flüssigkeiten, während bei sehr reinem oder deionisiertem Wasser oft Ultraschallzähler vorzuziehen sind.
Technische Anforderungen definieren
Auch die technischen Rahmenbedingungen der Messstelle spielen eine große Rolle:
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Benötigter Messbereich und Genauigkeit: Wählen Sie das Messgerät so, dass der normale Betriebsdurchfluss im oberen Drittel des Messbereichs liegt. Die meisten industriellen Anwendungen erfordern eine Genauigkeit von etwa 0,5–2 % vom aktuellen Messwert.
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Druckverlust minimieren: Achten Sie besonders in großen Anlagen auf das Druckverlust-Verhalten des Messgeräts. Ein hoher permanenter Druckabfall bedeutet erhöhte Energiekosten (Pumpenleistung). Magnetisch-induktive oder Ultraschall-Durchflussmesser haben hier einen Vorteil, da sie praktisch keinen zusätzlichen Druckverlust verursachen.
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Ausgabe und Steuerung: Überlegen Sie, welche Ausgänge und Kommunikationsschnittstellen benötigt werden (z.B. 4–20 mA, Pulse, HART, Modbus) und stellen Sie sicher, dass das Gerät dies unterstützt.
Installation und Inbetriebnahme
Eine korrekte Installation ist entscheidend für präzise Messergebnisse. Bereits kleine Montagefehler können die Messgenauigkeit erheblich beeinträchtigen. Beachten Sie daher folgende Punkte:
Richtige Positionierung im Rohrsystem
Einbauort und Einlaufstrecken: Wählen Sie für das Messgerät einen geraden Rohrabschnitt, möglichst weit entfernt von Störeinflüssen. Üblicherweise sind mindestens 10 Rohrdurchmesser gerade Strecke vor dem Messgerät erforderlich (Einlaufstrecke). Optimal sind sogar etwa 25 Rohrdurchmesser ungestörte Einlaufstrecke. Nach dem Messgerät sollten als Auslaufstrecke mindestens 5 Rohrdurchmesser frei von Störungen sein – besser noch 10 Rohrdurchmesser. Befinden sich Störquellen wie Pumpen, Ventile, Bögen oder Verengungen unmittelbar vorher, verlängern Sie die Einlaufstrecke entsprechend, damit sich das Strömungsprofil beruhigen kann.
Ungünstige Einbaustellen vermeiden: Installieren Sie den Durchflusssensor nicht an ungünstigen Punkten im System. Vermeiden Sie zum Beispiel:
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Hochpunkte der Rohrleitung, an denen sich Luftblasen sammeln könnten.
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Bereiche mit starken Vibrationen oder in der Nähe von elektrischen/magnetischen Störfeldern (kann Messsignal beeinflussen).
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Sehr unzugängliche Stellen, die im Wartungsfall nur schwer erreichbar wären.
Häufige Installationsfehler vermeiden
Eine unsachgemäße Montage kann zu erheblichen Messfehlern oder Geräteschäden führen. Typische Probleme sind:
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Abweichender Rohrdurchmesser: Das Messgerät passt nicht zum tatsächlichen Rohrinnendurchmesser (führt zu Turbulenzen oder toten Zonen).
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Vorstehende Dichtungen: Dichtungsringe, die ins Rohr ragen, stören das Strömungsprofil.
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Unzureichende Einlauf-/Auslaufstrecken: Die oben genannten Empfehlungen wurden nicht eingehalten, was unruhige Strömung am Messpunkt verursacht.
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Ablagerungen im Messrohr: Insbesondere bei magnetisch-induktiven Geräten können Beläge an den Elektroden die Messung verfälschen. Regelmäßige Reinigung ist wichtig (siehe Wartung).
Kalibrierung und Wartung
Auch nach der Installation müssen Durchflussmessgeräte gepflegt und kontrolliert werden, um langfristig genaue Werte zu liefern.
Kalibrierung: Die regelmäßige Kalibrierung von Durchflussmessern ist essenziell, um die Messgenauigkeit und Prozesssicherheit zu gewährleisten. Schon geringe Messabweichungen können zu falschen Dosierungen oder ineffizienten Prozessabläufen führen. In der Praxis hat sich folgende Faustregel etabliert: Mindestens einmal jährlich sollte ein Durchflussmesser kalibriert oder überprüft werden. In kritischen oder amtlich überwachten Anwendungen (z.B. bei eichpflichtigen Messungen) sind auch halbjährliche Intervalle empfehlenswert. Zudem gilt: Nach größeren Wartungsarbeiten, Änderungen am System oder wenn auffällige Messwertabweichungen auftreten, ist eine außerplanmäßige Kalibrierung durchzuführen. Beachten Sie hierbei auch einschlägige Normen und gesetzliche Vorgaben, die Kalibrierintervalle vorschreiben können.
Wartung: Neben der Kalibrierung fällt präventive Wartung an, um den zuverlässigen Betrieb sicherzustellen. Wichtige Maßnahmen sind z.B.: regelmäßige Sichtprüfungen der Messstelle (auf Lecks, Korrosion, mechanische Schäden), die Reinigung von Sensoren und Elektroden (um Ablagerungen oder Bewuchs zu entfernen), sowie die Überprüfung elektrischer Verbindungen und die Kontrolle von Dichtungen und anderen mechanischen Komponenten. Durch einen vorbeugenden Wartungsplan lassen sich Ausfälle und Messfehler erheblich reduzieren. Beachten Sie, dass mechanische Durchflussmesser (mit beweglichen Teilen) in der Regel einen höheren Wartungsaufwand haben als berührungslose Messsysteme wie Ultraschall- oder magnetisch-induktive Geräte.
Normen und Standards beachten
Für die Durchflussmessung in der Wassertechnik existieren nationale und internationale Normen, die Methoden und Anforderungen definieren. Diese Standards sorgen dafür, dass Messergebnisse verschiedener Anlagen vergleichbar sind und bestimmte Qualitätsanforderungen erfüllt werden. Wichtige Normen in diesem Bereich sind unter anderem:
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DIN EN ISO 5167: Beschreibt die Durchflussmessung mit Drosselgeräten (z.B. Blenden, Venturirohre) in Vollrohrleitungen.
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DIN EN ISO 748: Standard für die Durchflussmessung in offenen Gerinnen (z.B. bei Durchflussrinnen, Wehren – eher relevant für Abwasser/oberirdische Gewässer).
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ISO 3354: Regelt die Durchflussmessung von reinem Wasser in geschlossenen Leitungen mittels besonderer Messstrecken.
Beim Einsatz von Durchflussmesstechnik sollte stets geprüft werden, ob eine dieser Normen (oder weitere spezifische Branchenstandards) einzuhalten ist – vor allem bei amtlichen Abnahmen oder Eichungen. Die Einhaltung der Normen gewährleistet nachvollziehbare und anerkannte Messergebnisse.
Produktempfehlung: FlowGuard® FT410 von SEIKOM Electronic
Für besonders anspruchsvolle Anwendungen in der Wasseraufbereitung möchten wir ein konkretes Gerät hervorheben: das magnetisch-induktive Durchflussmessgerät FlowGuard® FT410 der Firma SEIKOM Electronic. Dieses Gerät ist ein echtes Allround-Talent für die präzise Strömungsmessung und kombiniert Robustheit mit hoher Messgenauigkeit.
Technische Highlights des FlowGuard® FT410:
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Messbereich: 0,06 bis 12 m/s Strömungsgeschwindigkeit (deckt ein großes Spektrum ab)
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Messgenauigkeit: ≤ 0,5 % vom Messwert (sehr präzise)
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Messrichtung: Bidirektional, mit automatischer Richtungserkennung und Leerrohrdetektion (erkennt, wenn kein Medium im Rohr ist)
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Ausgangssignale: Vielfalt an Schnittstellen – Impulsausgang, 4–20 mA Analogsignal sowie digitale Anbindung via HART oder Modbus
Besondere Eignung für die Wasseraufbereitung:
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Trinkwasser-Zulassung: Auf Wunsch ist das Gerät mit Trinkwasserzertifizierung erhältlich, wichtig für den Einsatz im Trinkwassernetz.
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Hoher Schutzgrad: Bis Schutzart IP68 verfügbar, d.h. gegen Eindringen von Wasser selbst bei Tauchbetrieb geschützt – ideal für schwierige Umgebungen.
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Flexible Ausführungen: Verschiedene Prozessanschlüsse (Flansch, Gewinde etc.) und Auskleidungen (z.B. PVDF, PTFE) lieferbar, um sich an unterschiedlichste Wasserqualitäten und Rohrmaterialien anzupassen.
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ATEX-Versionen: Für den Einsatz in explosionsgefährdeten Bereichen (z.B. in bestimmten Industriewasser-Prozessen) ist das FlowGuard® FT410 auch in ATEX-zertifizierter Ausführung erhältlich.
Das FlowGuard® FT410 wird jeweils kundenspezifisch konfiguriert und dennoch schnell geliefert – typischerweise beträgt die Lieferzeit nur etwa 3 Wochen. Mit seiner robusten Bauweise, der präzisen Messtechnik und den vielfältigen Anpassungsmöglichkeiten eignet sich dieses Gerät optimal für die kontinuierliche Durchflussüberwachung in Wasseraufbereitungsanlagen und Versorgungsnetzen.